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Heinrich III. (König von England) – Heinrich IV. (König von England)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Heinrich II. (König von England)'
seinen Nachfolger anzuerkennen. Von seinem Vater, Graf Geoffrey dem Schönen von Anjou, mit dem Beinamen Plantagenet (s. d.), hatte H. 1151
Anjou, Maine, Touraine, von seiner Mutter die Normandie überkommen, durch seine Heirat mit Eleonore (s. d.) 1152 Poitou, Guyenne und Gascogne
erworben; 1154 fügte er diesen Reichen England hinzu. Die rastlosen Kämpfe seiner ganzen Regierungszeit führte H. nicht im Interesse Englands, sondern für den
Ausbau dieses Gesamtreichs, ein unmögliches Ziel imperialistischen Ehrgeizes, das gerade bei dem Erstarken der großen selbständigen Nationalitäten zu beiden
Seiten des Kanals nicht oder nur für kürzeste Zeit erreicht werden konnte. Als daher H. starb, fiel bald darauf sein Reich auseinander, und nur in England ließ er
Spuren seines Wirkens zurück durch seine Gesetzgebung und seine Gerichts- und Verwaltungsordnung. Große Gefahr bereitete ihm zu wiederholtenmalen die Verbindung
seiner aufständischen Söhne und Großen mit den schott. und franz. Gegnern, zweimal (1173–75 und 1182–83) überwand er sie siegreich. 1171 begann er die Eroberung
Irlands (s. d.) und legte sich den Titel eines «Herrn von Irland» bei, den seitdem die engl. Könige führen. Denkwürdig ist
vor allem H.s Kirchenstreit mit seinem frühern Günstling Thomas a Becket (s. d.), den er zum Erzbischof von Canterbury und Primas von England
erhoben hatte, und der gegen Wunsch und Erwarten des Königs die vollste Selbständigkeit der Kirche, zumal ihrer Gerichtsbarkeit gegenüber dem König, verfocht. Nur
vorübergehend gab Becket nach und stimmte 1164 den Konstitutionen von Clarendon bei, in denen H. von Bischöfen und Magnaten Englands die Anerkennung all seiner
Ansprüche erhielt. Der Streit endete nach zeitweiliger Flucht Beckets und Bannung H.s mit der Ermordung des Erzbischofs durch königl. Vasallen (1170). Aber wie H.
nach vier Jahren am Sarge des für einen Heiligen erklärten Thomas Buße thun mußte, so sah er sich auch gezwungen, die Konstitutionen zurückzunehmen, wenn er auch
thatsächlich seine beanspruchte Gewalt über die Kirche behielt. In diesem Kampfe hatte er zuerst, um die Hilfe seiner Magnaten zu erhalten, diesen in ihrer
Gesamtheit selbständige Teilnahme an der bisher autokratischen Regierung einräumen müssen und die Anfänge geschaffen, aus denen sich das spätere Magnatenparlament
heraus entwickelte. An den Zwistigkeiten seiner Familie trug H. selbst viel Schuld. Bekannt ist sein Liebesverhältnis zu Rosamunde Clifford
(s. d.), die ihm zwei Söhne gebar. Im Kriege mit seinen Söhnen ist H. 6. Juli 1189 gestorben. – Vgl. Stubbs,
The early Plantagenets (Lond. 1876); Kate Norgate, England under the Angevin Kings
(2 Bde., ebd. 1887); Green, Henry II. (ebd. 1888).
Heinrich III., König von England (1216–72), geb. 1. Okt.
1207, folgte als neunjähriges Kind seinem Vater Johann, während noch der franz. Thronfolger (s.
Ludwig VIII.), Johanns Gegenkönig, einen Teil des Landes behauptete. Durch des Regenten Pembroke
Einfluß bewogen, räumte dieser indes im Herbst 1217 das Land. H. blieb auch nach erlangter Volljährigkeit Zeit seines Lebens ein Schwächling. Er ließ sich
beherrschen von den Verwandten seiner franz. Gemahlin, Eleonore von Provence, war haltlos und wetterwendisch, dabei verschwenderisch zum Äußersten. Ohne die Kraft,
seine Stellung irgend auszufüllen, war er beseelt vom stärksten Dünkel seiner Königsgewalt; so verliefen ↔ ihm Regierung und Leben gleich
unglücklich. Unter der Regentschaft des kraftvollen Grafen von Pembroke (s. d.) erfolgte 11. Febr. 1225
in einer Neubestätigung der Magna Charta (s. d.) deren endgültige Neugestaltung, in der besonders ein
Artikel gestrichen wurde, der den König in allen besondern Geldforderungen an die Zustimmung der ganzen Magnatenschaft band. Trotzdem hat H. außerordentliche
Leistungen immer nur durch deren Befragung erlangen können, sodaß ihre Reichsstandschaft sich immer fester entwickelte. Den steigenden Unmut seiner Großen erregte
die Bevorzugung franz. Günstlinge bei Hofe und die vom König zugelassene Aussaugung des Landes für die päpstl. Kassen. An die Spitze der schließlich offen
rebellierenden Barone trat der Graf Simon von Montfort (s. d.); es kam zur Unterwerfung des Königs, zu neuem
Kampf, seiner vollständigen Niederlage und Gefangennahme in der Schlacht bei Lewes (14. Mai 1264). In der kurzen Zeit von Montforts Regiment wurden zum erstenmal
zu dem «Parlament» der Magnaten auch Vertreter der Grafschaften und Städte gemeinsam hinzugezogen. Montfort erlag vor dem Thronfolger (s.
Eduard I.) bei Evesham (4. Aug. 1265), der seinen Vater wieder in seine Macht einsetzte. Die letzten Regierungsjahre H.s verliefen ruhig,er
starb 16. Nov. 1272. – Vgl. Pauli, Geschichte von England, Bd. 3 (Gotha 1853); Blaauw, The Baron's War (2. Aufl. 1871);
Stubbs, Constitutional History of England (3 Bde., Lond. 1874-78).
Heinrich IV., König von England (1399–1413), geb. 4. April
1367 auf Schloß Bolingbroke in Lincolnshire, war ein Enkel Eduards III. und der Sohn Johanns von Gaunt, Herzogs von Lancaster.
H. von Bolingbroke, wie er nach seinem Geburtsort genannt wurde, führte zuerst den Titel eines Grafen Derby, 1397 erhob ihn
Richard II. zum Herzog von Hereford. Einen Streit zwischen ihm und dem Herzog von Norfolk endete Richard II. durch die
Verbannung beider (1398), und als der alte Herzog von Lancaster 1399 gestorben war, zog er willkürlich dessen Güter ein. H., der in Frankreich weilte, sann auf
Rache, knüpfte mit andern Unzufriedenen Verbindungen an und landete, als Richard in Irland abwesend war, Juli 1399 an der engl. Küste. Der Abfall vom König war
allgemein, Richard geriet in H.s Hand und wurde 29. Sept. 1399 zur Thronentsagung genötigt, die das eilends berufene Parlament annahm. Am 30. Sept. geschah unter
seiner Zustimmung die Erhebung H.s zum König. Als der erste Lancaster bestieg er den Thron und ließ Richard nach einem für ihn erregten Aufstand in der Stille
beseitigen (Febr. 1400). Wie sich H. bei der Begründung seiner Regierung auf das Parlament stützte, so auch in ihrer weitern Führung, sie war geradezu eine
parlamentarische. Auch mußte er der Kirche, die ihm wesentlichen Beistand geliehen, die unter Richard II. noch glimpflich behandelten Lollharden
(s. d.), die Anhänger Wiclifs, preisgeben; unter ihm ergingen die ersten Ketzerstatute und brannten die ersten Scheiterhaufen. Kaum hatte er den Thron bestiegen,
als er eine Verschwörung unterdrücken mußte; weit gefährlicher als sie war die Erhebung der Percies, seiner Genossen bei der Eroberung, im Norden Englands. Der
kühne Henry Percy, «der Heißsporn», verband sich mit den schott. Feinden und Owen Glendower (s. d.) von Wales, erlag aber bei Shrewsbury 21.
Juli 1403. Sein Vater, der Herzog von Northumberland (s. d.), er-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 988.